Den Sprung ins kalte Wasser möchten wortwörtlich genommen eher weniger Menschen wagen. Doch Eisbaden ist tatsächlich für viele eine Art Hobby geworden und sie schwören auf die positiven Effekte, die das kurze Abkühlen auf den Körper hat. Neben einer verbesserten mentalen Gesundheit, erhöhtem Kalorienverbrauch, verbesserter Durchblutung und stärkerem Immunsystem, soll Eisbaden auch für straffe Haut sorgen und somit gegen Cellulite helfen können. Wir klären auf, was dahinter steckt.
Cellulite am Po loswerden: Dieses Hausmittel hilft
Fast jede Frau hat Cellulite und trotzdem ist sie für die meisten nach wie vor ein Grund, sich unwohl zu fühlen. Vermeintliche Maßnahmen und Methoden dagegen gibt es viele, doch nicht alle halten ihr Versprechen. Wie eine neue Entdeckung ergeben hat, kann sogar ein Hausmittel dabei helfen, die Cellulite am Po loszuwerden.
Eisbaden beschreibt das kurze Baden in kaltem Wasser mit Temperaturen zwischen 5 °C und knapp über dem Gefrierpunkt. Dabei unterscheidet es sich klar vom Eisschwimmen, bei dem es um aktive Fortbewegung im kalten Wasser geht. Beim Eisbaden hingegen verweilt man ruhig im Wasser, sei es stehend, sitzend oder liegend. Die Verweildauer im Eiswasser richtet sich dabei nach der Temperatur. Eine einfache Faustregel besagt: Pro Grad Wassertemperatur eine Minute Badezeit. Das bedeutet:
- 6 °C → 6 Minuten
- 5 °C → 5 Minuten
- 4 °C → 4 Minuten
- 3 °C → 3 Minuten
Eisbaden hat seine Ursprünge in Russland, wo es von russisch-orthodoxen Christen als rituelle Reinigung praktiziert wird. In Skandinavien genießt diese Tradition seit Langem große Popularität. Auch in Deutschland erfreut sich Eisbaden wachsender Beliebtheit und gilt mittlerweile als Trend. Immer mehr Vereine, wie die „Berliner Seehunde“ oder die „Leipziger Pinguine“, fördern das gemeinsame Erleben des “Frischekicks”.
Eisbaden bietet nicht nur ein besonderes Naturerlebnis, sondern wird auch für seine gesundheitlichen Vorteile angepriesen– sei es zur Stärkung des Immunsystems, Förderung der Durchblutung oder einfach als belebender Start in den Tag.
Auf den ersten Blick mag es wenig verlockend erscheinen, sich im Winter freiwillig in eiskaltes Wasser zu begeben. Doch die Überwindung lohnt sich: Eisbaden kann positive Effekte auf die Gesundheit haben und fördert das körperliche wie mentale Wohlbefinden.
Unser Körper reagiert auf die Kälte nach dem Prinzip: „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.“ Die plötzliche Abkühlung stellt eine Herausforderung für das Erhalten der Körpertemperatur dar. Um die Kerntemperatur von 36 °C zu schützen, steigert der Körper die Durchblutung und verengt die Gefäße in der Haut. Dieser Prozess trainiert das Herz-Kreislauf-System, stärkt die Abwehrkräfte und verbessert die Anpassungsfähigkeit des Körpers an Kältereize.
„Ein kurzer Kältereiz ist ein hervorragendes Gefäßtraining“, erklärt Prof. Dr. Hanns-Christian Gunga von der Berliner Charité. Die empfohlene Dauer eines Eisbads beträgt etwa drei Minuten. Eisbaden ist gesundheitsfördernd, aber nicht für jeden geeignet. Menschen mit Erkältungen oder geschwächtem Immunsystem sollten darauf verzichten. Konsultieren Sie im Zweifelsfall einen Arzt, bevor Sie beginnen.
Das Eintauchen in eiskaltes Wasser kann auch bei “Winterdepressionen” helfen. Durch die Ausschüttung von Dopamin und entzündungshemmenden Kortikosteroiden hebt es die Stimmung und fördert das allgemeine Wohlbefinden. Bei ernsthaften Depressionen sollte jedoch stets ein Facharzt aufgesucht werden.
Bekommt man durch Eisbaden straffe Haut?
Cellulite, häufig auch als Orangenhaut bezeichnet, ist eine harmlose, aber oft als kosmetisch störend empfundene Bindegewebsschwäche. Sie äußert sich durch Dellen und Unebenheiten, besonders an Oberschenkeln, Hüften und dem Po. Etwa 80–90 % aller Frauen sind betroffen, was an der von Natur aus lockereren Bindegewebsstruktur liegt, die Frauen anfälliger macht als Männer. Gegen Cellulite gibt es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten, darunter Cremes wie die Biovolen Senfsalbe, Lymphdrainage, Sport, Ernährungsumstellung oder Kältetherapie.
Die Kältetherapie soll die Haut straffen, da sich bei Kälte die Hautgefäße verengen, um sich zu schützen. Vor allem eine langfristige Behandlung in der Kältekammer soll Cellulite beheben. Diese Fakten begründen den Gedanken, dass Eisbaden gegen Cellulite helfen soll. Folgende Effekte des Eisbadens können für straffe Haut sorgen:
- Die Kälte bewirkt eine Verengung der Gefäße (Vasokonstriktion).
- Nach dem Eisbaden weiten sich die Gefäße wieder (reaktive Hyperämie).
- Nachweislich verbessert Eisbaden die Blutzirkulation, was positive Effekte auf Cellulite haben kann. Der Temperaturwechsel fördert die Durchblutung und könnte den Abtransport von Stoffwechselprodukten unterstützen.
Eisbaden fördert die Durchblutung, kann Schmerzen lindern, Entzündungen hemmen und den Stoffwechsel anregen. Die wissenschaftliche Forschung zu Eisbaden und seiner Wirksamkeit gegen Cellulite steckt jedoch noch in den Anfängen. Eisbaden ist wohl keine Wunderwaffe gegen Cellulite, kann aber durch die Aktivierung der Durchblutung und des Stoffwechsels durchaus einen unterstützenden Effekt haben. Wichtig bleibt eine ganzheitliche Herangehensweise mit einem gesunden Lebensstil, ausgewogener Ernährung und Sport.
Welche weiteren Vorteile hat Eisbaden?
Die skandinavischen Länder zählen zu den glücklichsten der Welt – ob das auch an ihrer Eisbad-Tradition liegt? Wissenschaftlich lässt sich dies zwar nicht abschließend klären, doch eines ist sicher: Das Eintauchen ins eisige Wasser fördert mentale Stärke. Die Überwindung einer scheinbar unmöglichen Herausforderung, das Gefühl des Erfolgs und die Freisetzung von Glückshormonen wie Endorphinen sorgen für gesteigertes Selbstvertrauen und ein tiefes Wohlgefühl. Folgende positiven Effekte kann Eisbaden auf den Körper haben:
Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems
Die Kälte-Wärme-Reize beim Eisbaden fördern die Durchblutung und wirken sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. Diese Reize trainieren die Gefäße, beugen Ablagerungen in den Arterien vor und schützen so vor Bluthochdruck – einem Risikofaktor für Schlaganfall und Herzinfarkt.
Verbesserung des Immunsystems
Eisbaden stärkt auch die Immunabwehr. Die verbesserte Durchblutung der Schleimhäute macht es Viren und Bakterien schwerer, in den Körper einzudringen. Regelmäßiges Eisbaden, etwa alle zwei bis drei Tage, hat sich zudem als wirkungsvoll zur langfristigen Immunstärkung erwiesen.
Beschleunigte Regeneration für Körper und Geist
Leistungssportler schwören auf Eisbäder zur schnelleren Regeneration. Die Kälte hilft, Stoffwechselabfallprodukte abzutransportieren und Entzündungsreaktionen nach intensiven Trainingseinheiten zu reduzieren. Auch die Psyche profitiert: Die verbesserte Durchblutung der Hirngefäße und die Ausschüttung von Hormonen wie Kortisol, Adrenalin und Noradrenalin sorgen für gesteigerte Energie und Wohlbefinden.
Mentale Stärke
Der Erfolg nach dem Eisbaden ist sofort spürbar. Eine Herausforderung, die Überwindung kostet, wurde gemeistert. Dieser Moment macht selbstbewusst – und dafür genügen drei Minuten im kalten Wasser. Nach dem Eisbad stellt sich ein herrliches Kribbeln auf der Haut ein, begleitet von einem Gefühl von Wärme und Zufriedenheit. Das Bewusstsein, jede Hürde im Leben überwinden zu können, wird gestärkt.
Kosmetische Vorteile
Neben den gesundheitlichen Effekten hat Eisbaden auch kosmetische Vorteile. Die gesteigerte Durchblutung sorgt für einen rosigen Teint, unterstützt die Hautstraffung und kann Unreinheiten, Juckreiz oder Cellulite vorbeugen. Gleichzeitig wird das Lymphsystem aktiviert, das schädliche Stoffe aus dem Gewebe abtransportiert. Kaltes Wasser aktiviert außerdem das sogenannte braune Fettgewebe, das Wärme erzeugt und dabei Energie verbrennt.
Verbrennt Eisbaden Kalorien?
Beim Eisbaden wird die Fettverbrennung durch die Aktivierung brauner Fettzellen angeregt. Diese speziellen Zellen wandeln Energie, Zucker und Fett in Wärme um, um den Körper vor dem Auskühlen zu schützen. Auch nach dem Eisbad bleibt der sogenannte „Nachbrenneffekt“ erhalten, wodurch der Kalorienverbrauch weiter erhöht ist.
Der genaue Kalorienverbrauch variiert jedoch je nach Körpergewicht, Größe und Dauer des Eisbadens. Als grober Richtwert gilt: 15 Minuten im Eiswasser können etwa 250 Kalorien verbrennen, während die Stoffwechselrate des braunen (schädlichen) Fettes um rund 15 % steigt.
Wie viele Kalorien tatsächlich durch Kälte verbrannt werden, ist jedoch Gegenstand laufender Forschungen. Einige Studien berichten von bis zu 500 zusätzlich verbrannten Kilokalorien pro Tag, während andere nur einen Mehrverbrauch von etwa 30 Kilokalorien feststellen konnten.
Was muss man beim Eisbaden beachten?
Eisbaden erfreut sich zunehmender Beliebtheit, auch in den sozialen Medien. Das ist wenig verwunderlich, denn es bietet zahlreiche gesundheitliche Vorteile, birgt jedoch auch Risiken. Wer es ausprobieren möchte, um Kalorien zu verbrennen oder von den anderen Vorteilen zu profitieren, sollte sich gründlich vorbereiten. Hier sind die wichtigsten Hinweise und Tipps:
Gesundheitlicher Check-up
Vor dem ersten Eisbad sollten Sie Ihren Gesundheitszustand prüfen lassen. Insbesondere bei Herz-Kreislauf-Problemen, Bluthochdruck oder Asthma ist Vorsicht geboten. Menschen mit Diabetes, Schwangere, Kinder oder Personen mit schweren gesundheitlichen Einschränkungen sollten vom Eisbaden absehen.
Langsame Gewöhnung
Starten Sie mit kalten Duschen und steigern Sie die Kältereize allmählich. Erst mit etwas Erfahrung sollten Sie ins Eiswasser eintauchen, um Ihren Körper langsam an die Bedingungen zu gewöhnen. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Atmung. Kontrolliertes, ruhiges Atmen hilft, den Schockeffekt zu reduzieren und entspannt den Körper.
Kälteschock vermeiden
Springen Sie nicht direkt ins kalte Wasser. Gehen Sie langsam hinein, befeuchten Sie vorher Hände und Gesicht und achten Sie auf eine ruhige Atmung. Beginnen Sie mit kurzen Aufenthalten von wenigen Sekunden bis maximal einer Minute und steigern Sie die Dauer behutsam. Hören Sie auf Ihren Körper und brechen Sie ab, wenn Ihnen schwindelig wird oder andere Unwohlseinssymptome auftreten.
Schützen Sie empfindliche Körperteile
Der Kopf verliert besonders viel Wärme – tragen Sie daher eine Mütze. Neoprenhandschuhe und -socken können helfen, Hände und Füße vor schnellem Auskühlen zu bewahren.
Kein Alkohol oder Koffein
Alkohol und Koffein erweitern die Blutgefäße und können einen Temperaturabfall verursachen. Trinken Sie stattdessen wärmende Getränke wie Ingwertee nach dem Bad.
Gemeinsam statt einsam
Viele Städte bieten inzwischen Gruppen an, die sich regelmäßig zum Eisbaden treffen. Das gemeinsame Erlebnis macht nicht nur Spaß, sondern erhöht auch die Sicherheit und bietet die Möglichkeit, sich über Techniken und Erfahrungen auszutauschen. Außerdem wird generell davon abgeraten, alleine Eisbaden zu gehen, denn sollte man wirklich einen Kälteschock bekommen, ist man der Situation alleine ausgesetzt. Eine Begleitperson macht hierbei in jedem Fall Sinn.
Risiken
So viele positive Auswirkungen Eisbaden auch hat, die Risiken sollte man dabei nicht aus den Augen verlieren:
- Herz- und Kreislaufbelastung: Extreme Kälte kann Herzrhythmusstörungen oder sogar Herzstillstand auslösen. Lassen Sie sich daher unbedingt vorher medizinisch beraten.
- Unterkühlung: Bleiben Sie nicht zu lange im Wasser, um eine lebensgefährliche Unterkühlung zu vermeiden.
- Überanstrengung vermeiden: Vermeiden Sie nach dem Eisbad anstrengende körperliche Aktivitäten, da dies den Kreislauf zusätzlich belasten kann.
Fazit
Eisbaden wird in einigen Hinsichten definitiv seinem “Hype” gerecht. Der kurze und starke Temperaturwechsel regt den Kreislauf, den Stoffwechsel, die Durchblutung und die Fettverbrennung an. All diese Effekte können dazu führen, dass die Haut straffer wird und das Erscheinungsbild von Cellulite sich verbessert. Auch mental kann Eisbaden für Vorteile sorgen, denn das Bad im eiskalten Wasser stellt für jeden eine Überwindung dar. Hat man diese Hürde jedoch gemeistert, wird Dopamin ausgeschüttet, was für Glücksgefühle sorgt. Bei all den positiven Auswirkungen darf man jedoch die Risiken nicht außen vor lassen. Man darf nicht übermütig werden und muss sich langsam an die kalten Temperaturen rantasten, um einen Kälteschock zu vermeiden. Deshalb wird davon abgeraten, alleine Eisbaden zu gehen. Zusammenfassend kann das kurze Bad im kalten Wasser in Ergänzung mit einem gesunden Lebensstil durchaus positive Auswirkungen auf den Körper haben.
QUELLEN
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UiT The Arctic University of Norway (2022). An icy swim may cut ‘bad’ body fat, but further health benefits unclear – review of current science suggests
Lina Mattern
Nach Abschluss ihres Studiums an der Hochschule Kempten hat sich Lina privat und beruflich mit Themen aus der Gesundheits-, Fitness- und Beautybranche befasst. Seitdem recherchiert und schreibt sie Blogartikel in dieser Branche und ist Expertin im Beauty- und Gesundheitsbereich. Neben dem Schreiben von aktuellen und ausführlich recherchierten Artikeln, betreut sie auch Social Media Kanäle, die sich um Tipps rund um Schönheit und Gesundheit drehen. Die Blogartikel und der Content orientieren sich dabei immer an der aktuellen Forschungslage.