Lipödem Ursachen & Behandlung: Ab wann sollte man zum Arzt?

Lipödem Ursachen & Behandlung: Ab wann sollte man zum Arzt?

Redaktion, 07. NOVEMBER 2024

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Nicht dick, sondern krank. Diese Aussage beschreibt die Krankheit Lipödem relativ gut. Es handelt sich bei einem Lipödem um eine Fettverteilungsstörung, bei der sich Fettzellen krankhaft vermehren. Charakteristisch dafür ist die ungleichmäßige Fettverteilung, so ist oft der Oberkörper schlank, jedoch die Hüfte und Beine sehr voluminös. Ein Lipödem geht außerdem mit starken Schmerzen einher, die Betroffenen sind sehr druckempfindlich, bekommen schnell blaue Flecken und kämpfen mit Schmerzen und Spannungsgefühlen. Doch wie genau läuft die Behandlung der Krankheit ab? Ab wann sollte man einen Arzt aufsuchen? Wir klären auf!

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Was ist ein Lipödem?

Ein Lipödem ist eine chronische, fast ausschließlich bei Frauen auftretende Fettverteilungsstörung, bei der das Unterhautfettgewebe an den Beinen oder Armen stark vermehrt ist. Die Fettablagerungen treten immer symmetrisch auf und betreffen meist Bereiche wie Hüften, Oberschenkel, Arme und Gesäß. Etwa 3,8 Millionen deutsche Frauen sind von einem Lipödem betroffen, die Dunkelziffer wird außerdem viel höher geschätzt, da ein Lipödem oftmals nicht als eines erkannt wird.

Die krankhafte Vermehrung der Fettzellen geht oft mit Einlagerung von Wasser ins Gewebe (Ödeme) einher, was zu Schwellungen und einer erhöhten Druck- und Berührungsempfindlichkeit führt. Besonders charakteristisch sind anhaltende Schmerzen, ein Spannungsgefühl und das Phänomen der „schweren Beine“. Die Erkrankung weist häufig ein auffälliges Missverhältnis zwischen einem schlanken Oberkörper und einer voluminösen unteren Körperhälfte auf.

Da die Fettvermehrung durch Sport und Diäten kaum beeinflusst werden kann, wird das Lipödem oft fälschlicherweise als Adipositas diagnostiziert oder mit einem Lymphödem verwechselt. Eine fehlerhafte Diagnose kann die Betroffenen zusätzlich belasten, da der ästhetische und psychische Leidensdruck durch das veränderte Körperbild oft sehr groß ist.

Charakteristisch für das Lipödem sind unterschiedliche Stadien der Gewebeveränderung. Stadium 1 zeigt eine glatte Hautoberfläche mit feinknotiger Fettstruktur und einer Verdickung des Unterhautfetts. In Stadium 2 treten grobknotige Fettstrukturen und eine unebene Hautoberfläche auf. Stadium 3 ist durch hartes Gewebe und deformierende Fettlappen geprägt, während in Stadium 4 zusätzlich starke Flüssigkeitseinlagerungen (Lipolymphödem) hinzukommen.

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Was sind die Symptome von einem Lipödem?

Ein Lipödem geht oft mit einer Vielzahl belastender Symptome einher, deren Ausprägung individuell stark variiert und nicht unbedingt mit dem Stadium der Erkrankung zusammenhängt. Zu den typischen Anzeichen zählen schwere und geschwollene Beine und Arme. Diese Schwere entsteht sowohl durch das überschüssige Fettgewebe als auch durch die Wassereinlagerungen (Ödeme), die besonders bei längerem Stehen oder Sitzen sowie bei warmem Wetter verstärkt auftreten. Die Schwellungen sind oft abends am stärksten.

Ein weiteres zentrales Merkmal des Lipödems ist die hohe Empfindlichkeit der betroffenen Bereiche. Schon leichte Berührungen oder Druck können starke Schmerzen und ein Spannungsgefühl auslösen. Betroffene neigen außerdem dazu, schnell blaue Flecken zu bekommen, da die feinen Blutgefäße im Fettgewebe sehr leicht reißen.

Durch die Fettansammlungen an den Oberschenkelinnenseiten kann es zu einer Einschränkung der Beweglichkeit und einem unangenehmen Wundscheuern der Haut beim Gehen kommen. Diese Hautirritationen erhöhen das Risiko für Entzündungen und Infektionen an den betroffenen Stellen. Die ungünstige Verteilung des Fettgewebes kann zudem zu Fehlstellungen und einem unnatürlichen Gangbild führen, was besonders die Kniegelenke überlastet und das Risiko für frühzeitigen Gelenkverschleiß erhöht.

Woran erkennt man ein Lipödem?

Ein Lipödem lässt sich leider nicht durch spezifische Laboruntersuchungen oder bildgebende Verfahren eindeutig diagnostizieren. Stattdessen stützen sich Ärzte hauptsächlich auf das Anamnesegespräch und die körperliche Untersuchung. Im Gespräch fragt der Arzt gezielt nach typischen Beschwerden wie Schweregefühl, Schmerzen und einer Neigung zu Blutergüssen. Auch hormonelle Veränderungen wie Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahre sowie eine familiäre Häufung der Erkrankung werden berücksichtigt.

  • Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt insbesondere auf die ungleichmäßige Fettverteilung, die beim Lipödem oft symmetrisch an den Armen oder Beinen auftritt, während der Oberkörper meist schlank bleibt. Beim Abtasten und Drücken des Gewebes sind oft verhärtete Knoten im Fettgewebe zu spüren und es bleibt typischerweise keine Delle zurück. Auch ausschlaggebend ist die Schmerzempfindlichkeit: Anders als bei anderen Fettverteilungsstörungen empfinden Lipödem-Patientinnen häufig mehr Schmerzen bei leichtem Kneifen an der Außenseite des Oberschenkels als an der Innenseite.

  • Zur Unterscheidung von Übergewicht und Lipödem kann eine Diät helfen: Beim Lipödem bleibt das Missverhältnis zwischen Extremitäten und Rumpf oft bestehen, selbst wenn Gewicht verloren geht. Ein wesentlicher Punkt in der Diagnostik ist, dass Lipödem-Betroffene oft lange nicht richtig diagnostiziert werden, da das Krankheitsbild häufig mit Übergewicht oder Adipositas verwechselt wird.

  • Erkennbar ist das Lipödem außerdem an „säulenartigen“ Deformierungen und Fettwülsten, besonders an den Innenseiten der Oberschenkel und Oberarme. Das Krankheitsbild ist geprägt von der unkontrollierten Vermehrung der Fettzellen und den damit verbundenen Ödemen, die das umliegende Gewebe zusätzlich belasten.

Welche Ursachen hat ein Lipödem?

Die genauen Ursachen für ein Lipödem sind bis heute nicht abschließend erforscht. Bekannt ist, dass das Körpergewicht und die Ernährung zwar das Fortschreiten der Erkrankung begünstigen können, aber keinen Einfluss auf ihre Entstehung haben. Denn es sind sowohl schlanke als auch übergewichtige Frauen betroffen, was darauf hinweist, dass andere Faktoren eine größere Rolle spielen.

Wissenschaftler vermuten, dass genetische und hormonelle Faktoren die Hauptursachen für ein Lipödem sind. In vielen Fällen tritt das Lipödem innerhalb der Familie gehäuft auf, was auf eine erbliche Veranlagung hinweist. Darüber hinaus wird die Krankheit häufig durch hormonelle Veränderungen ausgelöst, etwa in der Pubertät, nach Schwangerschaften, durch die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel oder in den Wechseljahren.

Obwohl das Lipödem schon vor über 80 Jahren erkannt wurde, gibt es noch immer nur wenige aussagekräftige Daten zur Entstehung. Erst in den letzten Jahren hat sich das Interesse an der Erforschung des Lipödems vergrößert, es wurde Bewusstsein für die Krankheit geschaffen und therapeutische Maßnahmen entwickelt. Dennoch dauert es oft Jahre bis zur richtigen Diagnose, da die Symptome fälschlicherweise häufig als Adipositas interpretiert werden. Experten fordern daher mehr Aufklärung, damit Betroffene und auch Hausärzte sensibilisiert werden und frühzeitig die richtige Diagnose stellen können.

Was kann man selbst gegen Lipödem tun?

Die Behandlung eines Lipödems basiert auf einer Kombination von Maßnahmen zur Linderung der Symptome, insbesondere in fortgeschrittenen Stadien. Folgende Dinge kann man selbst gegen ein Lipödem tun, um die Beschwerden zu lindern:

Lymphdrainage

Was bei einem Lipödem empfohlen wird, ist die manuelle Lymphdrainage, eine spezielle Massagetechnik, die den Abtransport von Flüssigkeit im Gewebe anregt. Diese Therapie wird jedoch nur empfohlen, wenn sich zusätzlich zum Lipödem Flüssigkeit im Gewebe angesammelt hat. Die Kompression hilft dabei, den Druck im Gewebe zu reduzieren und das Fortschreiten von Flüssigkeitsansammlungen zu verhindern.

Sport

Bewegung spielt bei einem Lipödem ebenfalls eine entscheidende Rolle. Besonders geeignet sind Sportarten wie Schwimmen, Aqua-Jogging oder moderates Training wie Walking und Radfahren. Sport im Wasser gilt als ideal, da der Auftrieb im Wasser die Gelenke entlastet und den Druck auf das Gewebe verringert. Bei Bewegung an Land sollten Kompressionsstrümpfe getragen werden, um den venösen Rückfluss zu unterstützen. Generell gilt für Lipödem-Betroffene, ein Übermaß an Muskelaufbau zu vermeiden und stattdessen auf sanfte, gelenkschonende Bewegungen zu setzen. Sport kann ein Lipödem zwar nicht besiegen, jedoch können die Symptome gemildert und das Erscheinungsbild verbessert werden.

Gesunde Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und das Gewicht kontrollieren. Empfehlenswert sind ausgewogene Ernährungsformen wie die mediterrane oder ketogene Diät, die die allgemeine Gesundheit fördern und Beschwerden lindern können. Radikale Diäten hingegen sind ungeeignet, da sie zu keinem nachhaltigen Erfolg führen. Ziel ist vielmehr eine langfristige Ernährungsumstellung, die eine Gewichtszunahme verhindert, da diese die Symptome verstärken könnte.

Hautpflege

Pflege der Haut ist bei Lipödem-Patienten besonders wichtig, vor allem bei Kompressionstherapie. Die Haut sollte regelmäßig mit pH-neutralen Produkten gereinigt und gepflegt werden, um die Hautelastizität zu unterstützen, Reizungen zu reduzieren und das Anziehen der Kompressionsstrümpfe zu erleichtern. Eine sorgfältige Hautpflege trägt zum Wohlbefinden der Betroffenen bei und stärkt das Hautgefühl trotz der Belastungen durch das Lipödem. Eine Anti-Cellulite Creme, wie die Biovolen Senfsalbe, kann außerdem dabei helfen, die Durchblutung anzuregen und das Erscheinungsbild des Lipödems etwas zu verbessern.

Wie läuft die Behandlung gegen Lipödem ab?

Die Therapie des Lipödems verfolgt zwei zentrale Ziele: zum einen die Linderung der Beschwerden und Symptome, zum anderen die Vermeidung einer weiteren Zunahme der krankhaften Fettverteilungsstörung sowie potenzieller Komplikationen wie Lymphödeme und Gelenkfehlstellungen. Auch wenn eine ursächliche Heilung bisher nicht möglich ist, lassen sich diese Therapieziele durch frühzeitige und konsequente Maßnahmen oft erreichen.

Kompressionstherapie

Ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung ist die Kompressionstherapie. Regelmäßiges Tragen von Kompressionskleidung wie Strümpfen, Strumpfhosen oder Leggings hilft, die Ausbreitung des Lipödems zu verlangsamen und Beschwerden wie Schwellungen zu mindern. Ergänzend kann eine intermittierende apparative Kompression – eine maschinelle Druckbehandlung – angewendet werden. Doch auch diese konservativen Maßnahmen können das Lipödem nicht vollständig zurückbilden.

Liposuktion

Bei der Liposuktion wird das Fett mithilfe verschiedener Verfahren, etwa mittels Wasserstrahl oder Vibrationen, schonend abgesaugt. Studien zeigen, dass dieser Eingriff die Beschwerden oft langfristig lindern kann. Nach der Operation profitieren viele Patientinnen von einer besseren Lebensqualität und höherer Mobilität. In einigen Fällen bleibt jedoch weiterhin eine Kompressionstherapie notwendig. Da der Eingriff das Lipödem jedoch manchmal nicht vollständig heilt, kann sich das kranke Gewebe wieder ausbreiten, wenn das Gewicht nach der Operation nicht kontrolliert wird.

Für Patientinnen mit Lipödem im fortgeschrittenen Stadium III übernehmen die Krankenkassen seit 2020 die OP-Kosten unter bestimmten Bedingungen, etwa einem BMI unter 35 und einer vorangegangenen konservativen Therapie von mindestens sechs Monaten. Die Kostenübernahme bleibt bislang eine Ausnahme, da viele Betroffene in späteren Stadien oft über dem geforderten BMI liegen und somit von einer Kostenübernahme ausgeschlossen sind.

Wegen der hohen Kosten der konservativen Therapie – häufig vier maßgefertigte Kompressionsstrümpfe und zehn Rezepte für Lymphdrainagen jährlich – ist die operative Therapie langfristig für einige Betroffene wirtschaftlich vorteilhafter. Die konservative Behandlung ist oft teurer als eine einmalige Liposuktion, die etwa 18.000 Euro kosten kann. 

Ab wann sollte man mit Lipödem zum Arzt?

Man sollte tatsächlich sofort einen Arzt aufsuchen, sobald der Verdacht auf ein Lipödem besteht, um eine frühzeitige Diagnose und die passende Behandlung zu erhalten. Anzeichen dafür sind eine symmetrische Fettvermehrung an Beinen oder Armen, die nicht durch Diäten oder Sport beeinflusst werden kann. Typisch für ein Lipödem sind zudem Schmerzen oder ein Spannungsgefühl in den betroffenen Bereichen, die oft empfindlich auf Berührungen oder leichten Druck reagieren. Auch wenn leicht Blutergüsse entstehen oder sich Schwellungen bilden, ist es sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen. Je früher ein Lipödem erkannt wird, desto besser lassen sich Beschwerden lindern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.

Bei einem begründeten Verdacht auf ein Lipödem ist es ratsam, zunächst den Hausarzt aufzusuchen, um eine erste Einschätzung zu erhalten. Dieser kann Sie gegebenenfalls an spezialisierte Fachärzte überweisen. Ein geeigneter Ansprechpartner ist ein Phlebologe, der auf Gefäß- und Lymphsystem-Erkrankungen spezialisiert ist und feststellen kann, ob es sich um ein Lipödem oder eine andere Erkrankung handelt. Auch ein Lymphologe ist ein wichtiger Spezialist, da er auf das Lymphsystem fokussiert ist. Dermatologen mit Schwerpunkt auf Gefäß- und Lympherkrankungen sind ebenfalls qualifiziert, ein Lipödem zu diagnostizieren.

Fazit

Die Behandlung eines Lipödems erfordert einen individuellen Therapieansatz, da die Erkrankung nicht heilbar ist und die Ursachen bisher noch nicht vollständig erforscht sind. Im Vordergrund stehen erste Maßnahmen wie Kompressionstherapie, manuelle Lymphdrainage und regelmäßige Bewegung, die helfen, Schmerzen und Schwellungen zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Auch eine langfristige Umstellung der Lebensweise spielt eine große Rolle, um die Symptome in Schach zu halten. Für fortgeschrittene Stadien kann eine Liposuktion als operative Maßnahme in Erwägung gezogen werden, um krankhafte Fettansammlungen zu reduzieren.

QUELLEN

  • Springer Medizin. Lymphdrainage jetzt auch bei Lipödem. MMW Fortschr Med. 2019 Dec;161(21-22):25. German. doi: 10.1007/s15006-019-1250-9. PMID: 31828617.
  • Reich-Schupke S, Schmeller W, Brauer WJ, Cornely ME, Faerber G, Ludwig M, Lulay G, Miller A, Rapprich S, Richter DF, Schacht V, Schrader K, Stücker M, Ure C. S1-Leitlinie Lipödem. J Dtsch Dermatol Ges. 2017 Jul;15(7):758-768. doi: 10.1111/ddg.13036_g. PMID: 28677176.
      Autor

      Lina Mattern

      Nach Abschluss ihres Studiums an der Hochschule Kempten hat sich Lina privat und beruflich mit Themen aus der Gesundheits-, Fitness- und Beautybranche befasst. Seitdem recherchiert und schreibt sie Blogartikel in dieser Branche und ist Expertin im Beauty- und Gesundheitsbereich. Neben dem Schreiben von aktuellen und ausführlich recherchierten Artikeln, betreut sie auch Social Media Kanäle, die sich um Tipps rund um Schönheit und Gesundheit drehen. Die Blogartikel und der Content orientieren sich dabei immer an der aktuellen Forschungslage.

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